Datum 07.04.2020
Thema Der Menschensohn muss erhöht werden, sodass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben
Von Pastor Adrian Wild
Textstelle Joh 3,14b.15


Zurück zur Übersicht

Gedanken zum Wochenspruch an Palmsonntag

Hört euch die Andacht an oder ihr könnt sie auch hier lesen.

„Der Menschensohn muss erhöht werden, sodass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Joh 3,14b.15)


Als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einreitet, als neuer göttlicher Retter gefeiert und begrüßt wird und nebenbei eine jahrtausendealte Prophetie über den Messias erfüllt, da ist er ganz oben angekommen. Das Volk bejubelt ihn mit himmlischen Hilferufen. „Hosianna!“ „Rette uns, du göttlicher König aus der alten und heiligen Königslinie unseres großen Heldenkönigs David!“ Als König der Juden wird er begrüßt. Höher hinauf geht es da für den Rabbi aus Nazareth nicht mehr.

Menschen lieben Helden. Menschen wollen mächtige Vertreter, die für sie kämpfen, sie beschützen, ihr Leben verbessern, sie ein bisschen oder sogar ganz … retten. Helden bekommen Statuen. Sie werden verehrt. Selbsternannte Helden lassen sich verehren. Auf jeden Fall kennen alle nur eine Richtung: nach oben. Immer höher. Immer höher über anderen Menschen, den Feinden. Immer erhabener und souveräner über den Umständen. 

Kann ich voll verstehen. Ich liebe Superhelden-Filme. Denn auch wenn ich mich in meinem eigenen Leben und meinem Umfeld vielleicht als kleiner Held inszenieren kann, weiß ich, dass mir noch so einiges zum Superhelden, zum Drüberstehenden, fehlt. Umso verlockender ist es da, sich mit anderen Helden zu identifizieren, ihre Siege und Erfolge über die widerlichen Mächte zu feiern. Wie toll doch die großen Triumphe sind!

Zu Nikodemus, dem unsicher und neugierig fragenden Mitglied des Hohen Rates vom jüdischen Tempel, sagt Jesus in der 3. Person über sich selbst: „Der Menschensohn muss erhöht werden, sodass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Erhöhung, Triumph? Klaro! Gern! – Daran glauben, mich damit verbinden und identifizieren, selbst Anteil an dieser Erhöhung bekommen? Her damit!

Wer Jesus kennt, diesen Rabbi aus Nazareth, der hat mitbekommen, dass er den Leuten gern den Kopf verdreht hat. Manchmal hat er sogar das Gegenteil dessen gemeint, was er vordergründig gesagt hat. So auch hier. Jesus spricht von seiner Erhöhung. Und meint damit … seine Zerstörung. Seine Erniedrigung, ach was, seine Vernichtung, seine Auslöschung. Ja, er wird erhöht. Er ist aufgehängt worden. Bis von ihm nur noch sein Kadaver übrig war. An einem Kreuz. Er war nicht nur tot. Sein Ruf war ruiniert, denn seine Hinrichtung war beschämend, bloßstellend, entehrend und entwürdigend. Erniedrigend. Das genaue Gegenteil von erhebend. Jesus war nicht mehr erhaben, sondern ausgeliefert. Puh!

Und das soll ewiges Leben bringen? Ist das nicht ein bisschen bescheuert? Der Anführer ist tot. Ende. Kein Gegner weit und breit, der dadurch vernichtet wäre.

Für möglich halten kann man diese Tragödie bestimmt. Aber daran glauben? Warum? Warum sich mit so einem Scheitern verbinden? Das ist doch peinlich! Zumindest absurd. Warum sich mit so einem Schandtod identifizieren?

Ich staune immer wieder darüber. Mich begeistert und bewegt das. Denn was dem Rabbi aus Nazareth da widerfahren ist, ist Gott widerfahren. Unser Gott ist gestorben. Das ist nicht nur absurd, das klingt sogar bescheuert. Und ich halte es für wert, das so mal im Raum zu lassen, ohne schnappatmend nach Auferstehung oder Himmelfahrt zu rufen, damit die Spannung aufgelöst ist. Alles hat seine Zeit. Sogar unseres Gottes Tod hat seine Zeit gehabt. Unser Gott ist gestorben. Dass aus seinem Tod ewiges Leben entspringen soll, klingt bescheuert. So manches tiefe Geheimnis, klingt erst mal bescheuert. Die erniedrigendste „Erhöhung“ Jesu Christi soll Leben spenden?

Pastor Adrian Wild

Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.

Wir sind Mitglied im Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.



Harzer Singtage 2024 in Wernigerode

Vom 23. bis 25. ...

17.04.2024

Enttäuschung und Schmerz über die angestrebte Trennung

Mit seinem Beschluss, eigene Körperschaftsrechte anzustreben, hat das CFD den Weg bereitet, sich vom BEFG zu trennen und eine eigene Freikirche zu gründen. .

16.04.2024