Liebe Gemeinde!

 

„Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesenans Licht gebracht durch das Evangelium.“ (2. Timotheus 1,10b)Eine malerische Landschaft mit rosa Wolken am blauen Himmel.


Mich erstaunt, dass uns dieser Vers gegeben wird in einer Woche des Jahres, die sich zum ersten Mal zumindest für mich nach Herbst anfühlt. Es beginnt die Jahreszeit, in der wir um uns herumüberall das Vergehen des Lebens vor Augen haben. Welkende Blätter, faulige oder vertrocknete Obstreste, eintrocknende Stauden, (noch) weniger Insekten wegen der Kühle.

Außerdem weniger Licht und Wärme. Es wird ungemütlicher. Wir können draußen weniger leicht überleben und müssenuns mehr anziehen. Wir werden wieder häufiger krank, Erkältungen sowieso, Grippe auch hierund da. Na und Corona? Zu erwartende verstärkte Vorsichtsmaßen beschneiden auch unser erheblich zu unserer Lebendigkeit gehörendes soziales Leben. Überall um uns herum also Vergänglichkeit.

Und unser Wochenspruch posaunt genau das Gegenteil heraus: Unvergänglichkeit! Dem Tode ist die Macht genommen! Leben! Licht! – Ist das nicht komisch? Passt das nicht viel besser ins Frühjahr, zu Ostern?

Es ist vielleicht gerade jetzt dran, an diesen Widerspruch erinnert zu werden. An diesen Widerspruch Gottes, der das Leben schenkt, an den Widerspruch gegen Herbst und Winter und Vergehenund Tod.

Und dieser Widerspruch ist nicht symbolisch oder metaphorisch gemeint. Auch, aber nicht nur. Jesus Christus, sein Tod und seine Auferstehung, hat keinem Tod im bloß übertragenen Sinn die Macht genommen, sondern dem Sterben im wörtlichen Sinn. Denn er war ganz wörtlich tot. Jesus Christus hat den Tod nicht beseitigt. Nicht beseitigt hat er ihn, aber besiegt. Seine Auf erweckunghat das Letzte zum Vorletzten gemacht. Alles Herbstliche in unserem Leben, in das der Herbst unserer Umwelt vielleicht mit einstimmt, alles Winterliche in unserem Leben, das im Winter sein Echohat – all das bekommt Gottes Erinnerung: „Du bist nicht das Letzte. Du bist nur das Vorletzte. Dubist nicht endgültig.

Fällt dir da etwas ein? Ein Welken, ein Schwach werden, oder sogar ein Verlust oder eine Niederlage? Vielleicht ziehen der Herbst und der Winter dich sowieso runter.

Aber: Jesus Christus hat das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht.

Das lesen wir und dürfen, ja sollen es glauben. Uns darauf verlassen anstatt auf das Herbstlicheund Winterliche um uns und in uns. Bestimmt ist das leichter getippt als geglaubt. Wenn es dir schwerfällt, das zu glauben, also dich darauf zu verlassen, dann ist eine erste Übung vielleicht, diese Worte abzuschreiben. Mehrmals. Denn es ist ja leichter geschrieben als geglaubt. Dann mach doch das Leichtere. Oder murmele sie vor dir her. Weil diese Worte auch leichter gesagt als gelebt sind. Wieso nicht mit dem Leichteren anfangen?

 

Pastor Adrian Wild