Hildegard und Edgar hatten mit unseren iranischen Geschwistern eine kleine Weihnachtsfeier vorbereitet und organisiert. Aus unserer Gemeinde waren die Menschen dabei, die sich in besonderer Weise mit unseren Iranern verbunden fühlen. Einige von uns sind im Deutschunterricht tätig, andere helfen bei praktischen und bürokratischen Problemen und bei vielen hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Harald und ich sind seit vier Jahren eng mit Monika und Rezas Familie verbunden.

Bild Asyl Jesus 2Edgar erzählte uns die Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium von dem hellen Stern, der den drei Weisen – sie werden dort Magier genannt - aus dem Orient den Weg nach Bethlehem wies. In Persien gehörten die Magier zur Priesterklasse und in Babylonien waren sie als Sterndeuter Ratgeber der Herrscher. Das Evangelium von den Weisen aus dem Morgenland erzählt, welche Schatten auf der Welt liegen: die Brutalität eines Königs Herodes und die Flucht nach Ägypten. In dieses Dunkel hinein leuchtet Gottes Licht. Auch durch die schwärzeste Nacht leitet Gottes Stern. Die Weisen stehen für die Sehnsucht, irgendwann wie sie anzukommen bei dem Wunder, das Gott schenkt. 

So konnten wir den langen Weg der drei Weisen auf einer Karte verfolgen. Nachdem König Herodes von der Geburt des Jesuskindes hörte, ließ er anordnen, dass alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren getötet werden sollten. Wieder war es das Licht des Engels, das Maria und Josef den Weg wies auf ihrer Flucht. Ihnen stand eine beschwerliche Reise, eine Flucht ins Ungewisse und in das noch Unbekannte im Dunkeln bevor. 

Ein schönes in Stein gehauenes Bild zeigte uns Maria, Josef und das Kind auf einem Esel auf der Flucht ins Asyl in Ägypten [Steinmetzarbeiten aus dem Jahr 1220, Autun, Frankreich]. Jesus als Retter der Welt mit der Weltkugel in der Hand leuchtete in die Dunkelheit, die vor ihnen lag. 

Eine Reise, die viele unserer iranischen Flüchtlinge auch angetreten sind. Weg von allem, was ihnen lieb und teuer war, die Familie, Freunde, Heimat, Arbeit und Wohnung. Eine Flucht vor der Verfolgung, weil sie ihren christlichen Glauben dort nicht leben durften und um Leib und Leben fürchten mussten. Was sie wohl erwarten würde in einem Land mit einer völlig anderen Kultur, anderen Gesetzen, anderen Verhältnissen und einer ungewissen Zukunft? 

 Aber was sie antrieb, war die Freiheit, ihren Glauben leben zu dürften und eine neue Heimat zu finden. Und wir anderen? Uns berührten und erschreckten auch die vielen Erlebnisse auf der Flucht, die wir zu hören bekamen. Wären wir selber zu so etwas bereit? Ich weiß es nicht. Aber das Gefühl, wie gut wir es haben hier zu leben, macht es uns allen leicht, unsere iranischen Geschwister zu unterstützen, ihnen zu helfen und gemeinsam mit ihnen unseren Glauben zu leben. Dafür danken wir Gott von ganzem Herzen.

Eines noch: Bitte denkt in euren Gebeten daran, dass viele von Ihnen noch keine Anerkennung als Flüchtlinge haben und immer noch einer ungewissen Zukunft entgegenschauen. Betet dafür, dass es Gottes Wille ist, dass sie hier bei uns Asyl erhalten. Auf der Bildkarte, die alle bei der Weihnachtsfeier erhielten, stand dieser Spruch: Asyl in Ägypten.

Und noch etwas: Wir konnten ihre (Ess)Kultur in vollen Zügen genießen. Wie immer wurden wir überrascht und beschenkt von den vielen wunderbaren und großzügigen Gaben auf dem Buffet. Danke euch allen von Herzen. 

Marianne Görner-Hohnrath