Das Wort Gottes ist selten geworden, so beschreibt das erste Samuelbuch die geistliche Situation in Israel. Der Prophet Eli war alt und seine Söhne der Korruption verfallen. Der Kult an der Stiftshütte hatte sich im Laufe der Zeit zu einer rein formellen Handlung entwickelt. Die geistliche Verarmung war soweit fortgeschritten, dass der Priester Gott nicht mehr verstehen konnte. Der Ort der Gegenwart Gottes wirkte wie ein unbewohnter Palast, in dem nur noch der Staubwedel schwingen mochte.

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Politisch war die Zeit bestimmt von wiederkehrenden, kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Philistern. Religiös herrschte das, was wir heute unter Multikulti verstehen, und es schien reizvoll, Baal und Astarte zu verehren.

Dann der Neuanfang. Gott beruft den jungen Menschen Samuel zu seinem Boten. Es vergehen aber noch Jahre, bis Israel sich wieder dem Herrn zuwendet. Samuel wird zu einem leidenschaftlichen Wegweiser, der zu einem erneuerten Leben aufruft: „Tut die fremden Götter weg. Richtet euer Herz zu dem Herrn und dient ihm allein.“

Nach dem biblischen Verständnis beschreibt das Herz alle Dimensionen unserer menschlichen Existenz. Es wird verstanden als Sitz des a) leiblichen Lebens, b) der Seele mit ihren Gefühlen und c) des Geistes, der den Menschen befähigt, Zusammenhänge zu erkennen und Vorgänge kritisch zu beurteilen.  Es ist der Ort, wo ich Gott im Reden und Handeln begegne. 

Die Hinwendung zu Gott ist das bewusste Wahrnehmen meiner Sehnsucht. Gleichzeitig ist es auch der Blick in die Winkel meines Herzens. Ist meine Gottesbeziehung zu einem Museum geworden und staube ich nur noch die Erinnerungen ab? Bei welchen Göttern habe ich mich angelehnt? Wem habe ich Macht eingeräumt über mein Leben? Was nimmt mir den Frieden und raubt mir Kräfte, so dass mir die Freude am Leben abhandenkommt? Wie es sich auswirkt, „dem Herrn zu dienen“, davon reden z.B. die Psalmen: Das Leben wird weit (Du stellst meine Füße auf weiten Raum - Psalm 31,9), das Herz wird getröstet (Gott, du bist allezeit meines Herzens Trost - Psalm 73,26), die Hoffnung gewinnt Festigkeit (Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN - Psalm 40,5). 

Möge unser Herz ganz nah bei Gott und seinem Wort sein.

In herzlicher Verbundenheit

Euer Pastor Willi Müller