Liebe Freunde,

gestern, Karfreitag 2023, ist Pastor Matthieu Kovou in Dagai verstorben (gegen 13.00 Uhr).

Matthieu gehört zu den ersten sechs in Dagai am 23.10. 1960 Getauften.

Im Februar 1958 begann die Missionsarbeit der EBM – in der Tradition der „Deutschen Baptisten Mission“ - in dem kleinen Dorf Dagai mit dem Missionsehepaar Rudolf und Inge Kassühlke.

Matthieu erzählte, dass er sah, wie die ersten Schüler lernten, im Sand ihre Namen zu schreiben. Das wollte er auch lernen. Dabei lernte er die Evangelien von Jesus lesen, wurde im Oktober 1960  getauft und später einer der ersten Evangelisten, d.h. einer der unentbehrlichen Mitarbeiter der Missionare der EBM in den umliegenden Dörfern.

Im Dorf Loulou bewährte sich Matthieu in einer die christliche Mission ablehnenden Atmosphäre der traditionellen Religion und baute dort eine bis heute große lebendige Gemeinde unter den Guisiga auf. Deshalb wurde Matthieu mit drei anderen bewährten Evangelisten (Philippe, Abraham und Daniel) in die Pastorenausbildung der Kameruner Baptistenkirche aufgenommen.

Als wir 1976 in den Norden Kameruns kamen und an der Pastorenschule unterrichteten, lernten wir Matthieu kennen. Systematische Theologie war mein Fach. Ich bat die Gruppe der vier Evangelisten auch mir zu erzählen, wer Gott in ihrer traditionellen Religion ist. Matthieu sollte das tun. 

Diesen Augenblick werden wir nie vergessen, als Matthieu in unser Wohnzimmer kam und drei Steine, einen weißen, schwarzen und roten, auf den Tisch legte und sagte: „C’est Dieu!“ Ich verstand es als „Hier ereignet sich Gott“. Und er erzählte uns von Gott, von „Baydlav-Mordoy“ in der Sprache der Kola, und seine frühere Rolle im Leben der Familie und des Volkes. Damit war eine fruchtbare Debatte angestoßen, wie der Prozess der Bekehrung gefestigt werden konnte, denn dieser traditionelle religiöse Hintergrund blieb den Bekehrten immer wieder eine ernsthafte Herausforderung. Wie viel Macht hat noch die alte Religion, wie viel Freiheit erfährt der neue Glaube an Jesus?

Mit der Ordination 1977 zum Pastor der UEBC gingen Matthieu und wir nach Dagai und blieben bis zu unserer Rückkehr nach Deutschland 1991 im gemeinsamen pastoralen Dienst im Gemeindebezirk Dagai. Matthieu war ein begabter Seelsorger und Prediger des Evangeliums. Vor allem war er ein Bibelleser, der seine Bibel kannte und den deshalb nichts so schnell erschrecken konnte. Es war für uns immer wieder überraschend, wie er Bibeltexte mit den heutigen Fragen in Verbindung bringen konnte und damit seiner Gemeinde Orientierung  gab. Auch im Ruhestand blieb er im Hintergrund für die Gemeinde, ihre Pastoren und Ältesten ein Garant der Zuverlässigkeit und ein Ratgeber.

2014 waren wir zum letzten Mal zum Besuch in Dagai, um mit Matthieu, den Ältesten der Gemeinde und den Alten in den Dörfern Gespräche zu führen über Fragen des Glaubens und die Probleme der Gegenwart. Abends saßen wir dann im Garten zum Gespräch mit Matthieu und Raymond Todou und Ayouba Mbirvi.

Im Oktober 2020 feierte die Gemeinde Dagai ihr 60. Jubiläum. Für Matthieu gestalteten die Chöre der Gemeinde am Freitag, den 23.10. 2020 einen besonderen Gesangs- und Dankgottesdienst. Sie schenkten ihm ein Ehrenkleid. Auf dem Weg zu diesem Gottesdienst begleitete ihn Raymond.  Zwischen Schule und Kirche setzte Raymond ihn auf einen Felsen, wählte unsere Mobilnummer und wir konnten Matthieu zu seinem 60. Taufjubiläum gratulieren.

Heute, Karsamstag 2023, wird Matthieu Kovou in Dagai beerdigt. Raymond rief mich gerade an: „Wir haben alles vorbereitet. Jetzt bringen wir seinen Leichnam in die Kapelle, feiern einen Abschiedsgottesdienst und beerdigen ihn.“ Ich lasse die Gemeinde Dagai, die Familie von Matthieu, besonders seine Frau Lydie und die Kinder herzlich grüßen. Aufwiedersehen - bis zur Auferstehung am Tag Jesu!

Edgar & Hildegard Lüllau, Karsamstag 08.04.2023 Leverkusen

Fotos: Privat Lüllau